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Installationen
- 'bad West'
- 'Camouflage Blue'
- Ohne Titel (1)
- 'Die Schabebank'
- Ohne Titel (2)
- 'Notationen'
- 'Kulturspeicher - Speicherkultur'
- 'nichts ist'
- 'Feuertisch'
- Videodokumentation, 'step by step'
- Videodokumentation zu 'Unter Ordnung'
- 'Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder ...'
- 'Unter Ordnung'
- 'Ludwig van Beethoven im Dialog mit Jim Morrison'
- "Ballett Orange"
- 'god bless you'
- 'Wald wer ist Dein Partner'
- 'Home sweet Home'
- 'Souvenir Souvenir'
- 'Das Lager'Hamle
- 'Die Gräber der Ahnen'
- Kunsteintrag
- 'Hommage á John Cage'
- "Killing Fields"
- Objekte
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Zeichnungen - Fotos
- 1 - Zeichnung auf Leinwand
- 2 - Zeichnung auf Leinwand
- 3 - Zeichnung auf Leinwand
- 4 - Zeichnung auf Leinwand
- 5 - Zeichnung auf Leinwand
- 6 - Zeichnung auf Papier
- 7 - Radierung/ Kaltnadel, Aquatinta
- 8 - Radierung/Kaltnadel
- 10 - Zeichnung auf Papier
- 9 - Zeichnung auf Papier
- 11 - Radierung /Aquatinta
- Stahlstabzeichnung aus....... 'Hommage à John Cage'
- 12 - Radierung/ Kaltnadel
- 33 - 'home sweet home' Zeichnung auf Leinwand
- 13 - Zeichnung auf Papier
- 14 - Zeichnung auf Papier
- 35 - Zeichnung auf Leinwand
- 36 - Zeichnung auf Papier
- 15 - Zeichnung auf Papier
- 16 - Zeichnung auf Papier
- 37 - 'blue box' Zeichnung auf Papier
- 17 - Zeichnung auf Papier
- 18 - Zeichnung auf Papier
- 19 - Zeichnung auf Papier
- 20 - Zeichnung auf Papier
- 21 - Zeichnung auf Papier
- 22 - Zeichnung auf Papier
- 23 - Zeichnung auf Papier
- 24 - Zeichnung auf Papier
- 25 - Zeichnung auf Papier
- 26 - Zeichnung auf Papier
- 27 - Zeichnung auf Papier
- 28 . -'Toro' Steinlithographie
- 29 - Zeichnung auf Leinwand
- 29 - Zeichnung auf Papier/ Bildhauersymposium Schlüchtern
- 30 - 'touch - don't - touch'
- Steinblumen
- 32 - Zeichnung auf Leinwand
- Videos
- -Atmosphärisch 20.09.-02.11.2024 im Gustav-Siegle-Haus Stuttgart
- -'Die Schabebank' , im Dialog mit Peter Fellin, 1. Juli bis 12. November 2023, Festung Franzensfeste / Italien
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"Killing Fields"
Gemeinschaftsausstellung 'pars pro toto' im Kulturbahnhof-Südflügel, Kassel, Installation 24.11.- 17.12. 2023 Eröffnung am Freitag, 24.11.18 Uhr Künstlergespräch am 17.12. 14,30 Uhr
- __________'Zeitlose Laute – lautlose Zeiten' bzw. 'UNTER ORDNUNG' Kunstverein Viernheim
- __________'Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder...' , Rondell Kassel
- __________'step by step und andere Tänze', Galerien für Kunst und Technik Schorndorf
- __________'nichts ist', Städtische Galerie Eichenmüllerhaus Lemgo - Brake
- __________'Home sweet Home' ART Südtirol 50x50x50, Festung Franzensfeste Italien
- __________'UNTER ORDNUNG' Blasiikirche Quedlinburg, Akustische Installation und 1000 Blätter Altes und Neues Testament
- __________'God bless you' SKULPTUREN 17 Ein Kunstprojekt an der Stadtkirche Schorndorf zu 500 Jahren Reformation
”Souvenir, Souvenir”
Eröffnungsausstellung am 19.11.1999 des Kunsttempel Kassel.
Weitgereiste Ethnologen haben bei Naturvölkern der Südseeinseln einen beunruhigenden Brauch beobachtet: Nicht nur, dass die Stammesangehörigen auf Kopfjagd gehen, um sich auf magische Weise die Lebenskraft ihrer Gegner einzuverleiben: Die Schädel werden auch noch gesammelt und wie Souvenirs in Regalen aufbewahrt. So hat ein Dorfältester in Urama auf Papua, Neu- Guinea, ein Gestell gezimmert, auf dem in mehreren Ebenen die Schädelausbeute seines Stammes eingelagert und als Beweismittel für die kollektiv angehäufte Macht öffentlich zur Schau gestellt hat- eine Installation, verblüffend ähnlich der, in der wir uns heute hier bewegen.
Da nun weder anzunehmen ist, dass hier ein Mitglied eines Kopfjägerstammes am Werk war, noch, dass der Künstler, von dem wir wissen, dass er dieses Arrangement erstellt hat, mit der erwähnten Stammeskultur auf vertrautem Fuß steht, muss eine anders begründete Affinität zwischen diesen beiden kulturellen Äußerungen vorliegen.
Doch wie früher die Forschungsreisenden, stehen heute die Ausstellungsbesucher vor rätselhaften Kulturformen: erstere mit den Augen des Westens gegenüber den primitiven Praktiken eines magischen Wirklichkeitsverständnisses, wir mit den Augen der Nichtkünstler vor der unerklärlichen Arbeit eines unserer Bekannten. Während nun aber die Völkerkundler in Anwendung ihrer wissenschaftlichen Methoden zufriedenstellende Erkenntnisse über die vorfindlichen Phänomene erlangten, bleibt bei den Souvenirs von Josefh Delleg der Sinn dauerhaft verrätselt. All die Fragen, die der Raum aufwirft, verhallen unbeantwortet.
Nichts hilft da auch das Mobilisieren von Bildungswissen: wie z.B. die Erinnerung an die letzte „Hamlet“ - Inszenierung oder an Goethes Gedicht „Bei Betrachtung von Schillers Schädel“ („Im ersten Beinhaus war's wo ich beschaute/ Wie Schädel Schädeln angeordnet paßten; /Die alte Zeit gedacht ich die ergraute. / Sie stehen in Reih' geklemmt, die sonst sich haßten“). Auch die Kenntnis des kunsthistorischen Vanitas-Komplexes fühlt sich in diesem Ambiente zwar irgendwie zuhause, findet aber keinen rechten Ansatzpunkt.
So bleibt bei aller Interpretationsanstrengung letztlich unaufgeklärt, zu welchem diese doch ganz augenscheinlich zweckdienliche Lagerstätte eingerichtet wurde, wer hier als Befugter im Umgang mit den wächsernen Schädeln angenommen werden darf, auf welche Weise dieses Depot zustande gekommen sein mag und für welche weitere Verwendung der makaber magazinierte Vorrat angelegt worden ist. Offensichtlich befinden wir uns im Zentrum eines Geschehens, das für den Augenblick eine Unterbrechung erfahren hat, ohne dass wir freilich ahnen können, wann und wie die Geschäftigkeit mit diesen provisorisch eingelagerten Archivalien weiter gehen könnte. Auch die drapierten Glühlampen tragen wenig zur Erhellung der rätselhaften Atmosphäre bei.
Bei näherer Hinsicht verweisen Details weg vom kannibalischen Kontext, hin zu näherliegenden zivilisatorischen Schrecknissen: zum Komplex des Bürokratischen, zu verwaltungstechnischen Erfassungsvorgängen und administrativer Kontrolle über das Leben hinaus. Angehängte Beschilderungen zeugen von minutiösem Dokumentationswillen, vom erfüllen vorgegebener Verfahrensnormen bei der Registratur dieser Karteileichen.
Aber trotz- und vielleicht gerade wegen- solch konkreter Einbindung in die Formalitäten der Lebenswirklichkeit erweist sich die Katakombe als resistent gegen eindeutige Entschlüsselungsbemühungen. Um so mehr Raum lässt sie für Mutmaßungen, für das Sammeln und Interpretieren von Verdachtsmomenten: Kunst als Aufforderung zum Erfinden von individuellen Erklärungsmodellen und Lösungsvorschlägen.
Mit dieser Vieldeutigkeit aber fügt sich die Installation ”Souvenir, Souvenir” konsequent in Josefh Dellegs Arbeiten der vergangenen Jahre ein: Eine Kunst auf Leben und Tod war seit jeher seine Sache: eine visuelle Beschäftigung mit den “ letzten Dingen”, die assoziativ ihren Gegenstand umkreist, ohne in Appellen oder pathetischen Gesten zu enden, ein schwerwiegender Themenkomplex, dessen einzelne Aspekte immer wieder in der medialen Vielfalt, die dem Künstler zu Gebote steht, und in weitgreifenden Symbolzusammenhängen sich vergegenständlichen.
Der Tod - “diese verdammte Schweinerei” - müsse aufhören, hat Bazon Brock schon 1967 auf einem seiner “Literaturbleche” plakativ gefordert und zudem noch ein ”Komitee zur Abschaffung des Todes” ins Leben gerufen. Da diese Forderung nun allerdings schwer erfüllbar ist, hat Josefh Delleg statt dessen das Unvermeidliche zum Gegenstand seiner Kunst gemacht. Und in der tabulosen Selbstverständlichkeit im Umgang mit dem uns alle angehenden Thema trifft er sich mit dem erwähnen Kopfjäger von Papua. Der “Wilde” und der “Zivilisierte”: beide praktizieren eine Ästhetik, die auf magische Weise ihre Wirkung erzielt, ohne über ihre Mechanismen verbindlich Auskunft geben zu wollen.
Dr. Harald Kimpel.