Der Raum wird zum Bild.

Unwillkürlich denkt man die Schrecken des Krieges: Hinter fünf Feuerschalen stehen, streng aufgereiht, fünf mal zehn schwarze Stelen. Sie tragen Kreuze und laufen oben spitzbogig zu, so dass sie ebenso an todbringende Raketen erinnern wie an gotische Kirchenfenster. Oder sollen es Grabstelen sein, Male des Todes? Man kann nicht gleichgültig bleiben. Die Installation, die Josefh Delleg in dem großen Raum des Kasseler Kunstvereins geschaffen hat, spricht ganz unmittelbar an.

Dennoch täuscht der Eindruck, mit dieser Arbeit reagiere der Künstler spontan auf den Krieg am Golf. Die Installation wurzelt tiefer, sie verweist auf die Biographie des Südtirolers: In seiner Heimat nutzten die Menschen Bügelbretter, um die Toten aufzubahren; und eben die Form des Bügelbretts liegt seinen Stelen zugrunde. Das Alltägliche und das Außergewöhnliche liegen weit näher beieinander als wir wahrhaben wollen, ja, sie sind bisweilen austauschbar. Ebenso können Bedrohung und Trauer, Gewalt und Schönheit die gleichen Formen nutzen. Genau darauf zielt Dellegs Intallation: Indem sie einen feierlich-religiösen Raum herstellt, zielt sie auf gegensätzliche Gedanken und Gefühle. So ist es nur konsequent, dass er dieser Arbeit keinen Titel gab. Je mehr man die gedanklichen Fundamente (die Botschaften) freizulegen versucht, desto stärker erkennt man, dass die ästhetische Komponente das überragende Element ist: Josefh Delleg hat den Raum in ein Bild verwandelt. Hier, in der Formensprache ist er eindeutig und bezwingend. Das gilt auch für die 14 leuchtend blau umrandeten Schwarz-Bilder an der Wand und das fast schwarze Holztriptychon an der Stirnwand.
Dirk Schwarze, Kassel

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