Die Bodeninstallation im Ausmaß von 6,5 x 3 Meter von Josefh Delleg könnte einem Teppichformat entsprechen und ist auch so gedacht. Annähernd 800 gemalte Bilder in Postkartengröße wurden vom Künstler 2023 gefertigt. Am Boden angeordnete Bilder, fassen ein in der Mitte angelegtes Schädelfeld aus weiß getünchten Wachsabgüssen auf schwarzem Tuch ein. Eine Anlehnung an das symmetrische Ornament der persischen Teppiche. Diese zeichnen sich aus durch ein großes zentrales Feld, das von einer breiten Haupt- und mehreren Neben-Bordüren umgeben ist. Innerhalb der Gruppe der Orientteppiche hebt sich der persische Teppich als Kulturgut durch außerordentliche Schönheit, Eleganz und künstlerische Qualität hervor. Die „traditionelle Kunst des Teppichknüpfens“ aus Fars und Kashan im Iran, wurde 2010 in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Anders als im symmetrischen System des Perserteppich, gleicht auf dem zentralen Feld der Arbeit von Delleg trotz der seriell anmutenden Wiederholung kein Schädel dem anderen und auch in der Malerei der Bilder finden sich keine Wiederholungen. In der Farbe und Symbolik der einzelnen Bilder finden sich Anlehnungen an Flaggen, Fragmente davon, konkrete Darstellungen von Nationalflaggen finden sich jedoch für die Betrachter keine. Man ist versucht in den Bildelementen den Dannebrog, das „Kreuz des Nordens“, das in alle skandinavischen Flaggen eingegangen ist, wiederzufinden, oder die Trikolore in den verschiedenen Farben mit horizontal oder vertikal ausgerichteten Streifen zu identifizieren. Es ist jedoch die Absicht des Künstlers, Eindeutigkeiten und konkrete Zuordnungen zu vermeiden. Ursprünglich sah Delleg für diese Arbeit den Titel „Perserteppich“ vor. Dieser Begriff resultierte aufgrund seiner Auseinandersetzung mit den jetztzeitigen grausamen und menschenverachtenden Geschehen im Iran. Schockierende Nachrichten 2022, von planmäßig auf Befehl des totalitären Regimes ausgeführten Tötungen und Misshandlungen, Hinrichtungen nach Schauprozessen an Frauen und auch Minderjährigen, wegen angeblicher Verstöße gegen die Kleiderordnung, der Tod einer 22 jährigen kurdischen Iranerin, waren Auslöser landesweiter Proteste im Iran, für Delleg der Beginn der Arbeit zu 'Killing Fields'.

Die Ansammlung der Schädel erinnert an Bilder von Massengräbern aus verschiedenen Regionen der Erde. Anlässlich der gegenwärtigen Gräueltaten in uns bekannten Orten der Welt, hat der Künstler die Arbeit in 'Killing Fields' umbenannt. „Killing Fields“, die Bezeichnung für über dreihundert Stätten in Kambodscha, in denen bei politisch motivierten Massenmorden zwischen 1975 und 1979 mehr als 100.000 Menschen durch die Roten Khmer umgebracht wurden. Die bekannteste Stätte Choeung Ek befindet sich in der Nähe der Hauptstadt Phnom Penh. Dort wurden bis zu 17.000 Menschen ermordet. Ein Teil der dort gefundenen Schädel wird in einer buddhistischen Stupa aufbewahrt, die zum Gedächtnis an die Toten auf dem Gelände errichtet wurde. Durch die Acrylglaswände der Stupa blicken die Besucher*innen der Gedenkstätte auf mehr als 5.000 menschliche Totenschädel. Zwischen buntem Teppich und Schädelfeld im Zentrum, wechselt die Aufmerksamkeit an Dellegs Arbeit. Der Kontrast zwischen den farbigen Mustern und den Objekten auf schwarzem silberglänzendem Tuch löst sich nicht auf. Diese Wahrnehmung spiegelt den Zwiespalt, in dem wir uns alltäglich befinden. Wem oder was wenden wir uns zu? „Alles so schön bunt hier“, sang Nina Hagen ironisch Ende der 70er. Bei genauem Hinsehen zeigt sich die Grausamkeit im Zentrum dieser Schönheit. Mit ihren Andeutungen von Hoheitszeichen aller Welt provoziert die Installation und lässt die globale Verknüpfung und Verantwortung unser aller erkennen, wird aber nicht konkretisiert. Auch der Titel 'Killing Fields' zielt auf das Allgemeine. Aktuelle Zeitbezüge herzustellen bleiben den Betrachtenden.

Josefh Delleg stellt eine Ordnung her als Metapher für Kriegsereignisse, für die es keine Ordnung gibt. Wie sollen wir das Verhalten von Menschen sortieren und einordnen, oder Berichte von aktuellen Ereignissen, deren Grausamkeiten kaum zu verstehen, geschweige denn einzuordnen sind?

"Killing Fields"
"Killing Fields"
"Killing Fields" Ausschnitt